Online-Lehre in der aktuellen Lage von Covid-19

Die aktuelle Situation stellt uns alle vor viele Herausforderungen, die wir versuchen müssen zu meistern. Besonders an den Schulen und Hochschulen des Landes wird es teilweise sehr trubelig … Lehrmaterial wird per Mail oder online auf einer Lernplattform zur Verfügung gestellt, Videovorlesungen kommen hinzu (soweit es die Server zulassen), Etherpads oder Foren werden genutzt, und und und. Alles sehr spannend aus Sicht der Studierenden – doch wie sieht es auf der anderen Seite aus? Was machen die Lehrenden, um den Betrieb am Laufen zu halten und den Studienerfolg der Studierenden nicht zu gefährden?

Bevor ich darauf eingehe, stelle ich mich nun aber zunächst einmal kurz vor und werde meinen Werdegang aufzeigen:

Nach dem Abitur und einem dreisemestrigen Aufenthalt an der Universität Duisburg-Essen (Chemie und Mathe auf Lehramt) habe ich mich nach erfolgreicher Bewerbung für ein duales Studium zum Stadtinspektor bei meiner Heimatkommune entschieden, wobei die theoretischen Abschnitte an der damaligen Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen (FHöV NRW) in Hagen absolviert wurden. Nach erfolgreichem Abschluss im Jahr 2017 an der FHöV NRW wurde ich nicht nur Beamter auf Probe in meiner Kommune, sondern erhielt durch mehrere Zufälle auch noch einen Lehrauftrag an einer Institution an dem Verwaltungskräfte ausgebildet werden und unterrichte seitdem als Lehrbeauftragter. Aus dem einen Lehrauftrag wurden mit der Zeit immer mehr, sodass ich mittlerweile an drei unterschiedlichen Institutionen verschiedene (Teil-) Module – hauptsächlich in betriebswirtschaftlichen Bereichen – mit einem Stundenumfang von bis zu 10 Lehrveranstaltungen pro Woche lehre. Um mich weiterzubilden und mein Fachwissen auszubauen, studiere ich zudem seit September 2018 an der Fachhochschule in Dortmund den Masterstudiengang Betriebswirtschaft für New Public Management.

Nun aber zurück zum eigentlichen Thema: Was machen die Lehrenden, um den Betrieb am Laufen zu halten und den Studienerfolg der Studierenden nicht zu gefährden?

Ganz einfach: sehr viel‼! Ihr könnt euch höchstwahrscheinlich gar nicht vorstellen, was derzeit hinter den Kulissen alles passiert. Es gibt seit dem ersten Erlass fast täglich neue Informationen sowie Anmerkungen für Lehrende und diese bärgen nicht nur hohe Ansprüche an diese, sondern die eigene Lehre muss – teilweise vollständig – überdacht sowie neu strukturiert werden, wenn man seinen Stoff vollständig vermitteln und den Studienerfolg seiner Studierenden nicht gefährden möchte.

Dabei gehen die unterschiedlichen Institutionen mit der derzeitigen Lage schon sehr unterschiedlich um. Während die eine Institution Onlinevorlesungen unterstützt und befürwortet, möchte die andere dies lieber nicht durchführen lassen. Es werden Lernplattformen genutzt oder erst errichtet, während andere E-Mail-Verteiler für Materialverteilungen bevorzugen, etc. Aber nicht nur zwischen den Institutionen gibt es Unterschiede, die zur Aufrechterhaltung des Betriebes beitragen, sondern es fängt schon bei den Lehrenden an. Ich möchte euch hier einmal aufzeigen was mir in den letzten Wochen so aufgefallen ist.

Zunächst einmal kann ich stolz sagen, dass sämtliche meiner Kolleginnen und Kollegen im Rahmen ihrer Möglichkeiten immer ihr Bestes geben und alle versuchen die derzeitige neuartige Situation vollumfänglich zu meistern. Besonders den hauptberuflichen Dozenten bin ich sehr dankbar, dass sie uns Lehrbeauftragte von Anfang an hinzugezogen haben und wir somit im ganzen Prozess involviert waren. Die hauptamtlich Lehrenden leiten uns zudem sämtliche Informationen weiter, die es von höheren Stellen gibt und relevant für unsere Lehre sind.

Seit dem ersten Tag sind wir (fast täglich) im Austausch miteinander, um unsere Erfahrungen mit Methoden/Tools/Medien/etc. miteinander zu teilen und auch Material auszutauschen. Selbstverständlich geht das auch alles nicht mehr persönlich, sondern dafür werden nach ersten Telefonkonferenzen nun verschiedene Online-Möglichkeiten herangezogen. Dies bietet den Vorteil, dass nicht nur jeder seine Erfahrungen mit einem Online-Tool erzählen kann, sondern wir diese auch direkt aufgezeigt bekommen können. Doch starten wir mal an Anfang.

Seitdem der Virus in anderen Ländern und später auch in Deutschland angekommen war und seine Folgen für das Hochschulwesen abschätzbar wurden, haben wir uns im Fachbereich schon auf die möglichen Auswirkungen vorbereitet. Vor allem die Kolleginnen und Kollegen die noch nie Online-Lehre betrieben haben, wurden zunächst leicht panisch. Doch bevor sich die Panik richtig ausbreiten konnte, lud der erste Kollege für abends schon zu einer Telefonkonferenz ein, um das weitere Vorgehen gemeinsam besprechen zu können, sodass keiner auf sich gestellt war. Es wurden zunächst Pläne miteinander erarbeitet und Konzepte geschrieben, die den Lehrstoff auch in Zeiten ohne Präsenzveranstaltung erlernbar machten. Hierzu wurden u.a. neue/ veränderte Foliensätze, Übungsaufgaben und Fallbeispiele mit Lösungen in den kommenden Tagen von jedem entwickelt und später untereinander ausgetauscht. Neben der Erstellung der Materialien haben sich auch fast alle direkt mit alternativen Online-Vorlesung-Tools erkundigt, weil den meisten bereits jetzt klar war, dass es zu Serverüberlastungen der derzeitig genutzten Software kommen wird, sollte der Fall eintreten, dass sämtliche Vorlesungen über das Internet gehalten werden müssen. Durch diesen Umstand hatten wir bereits vor der Bekanntgabe, dass es zunächst keine Präsenzveranstaltungen mehr geben wird, ein breitgefächertes Repertoire an Wissen, z.B. hinsichtlich der Anwendungsmöglichkeiten und des Datenschutzes, über viele alternative Online-Tools und Medien.

Nachdem klar wurde, dass endgültig erstmal keine Präsenzveranstaltungen mehr durchgeführt werden können, ging es in den Messenger-Gruppen dennoch heiß her – teilweise konnte man die Angst der Personen vor der neuen Aufgabe in den Messenger-Nachrichten praktisch „rauslesen“, obwohl wir eigentlich gut vorbereitet waren.  Deswegen gab es abends erneut eine Telefonkonferenz, wo wir uns zu den kommenden Online-Vorlesungen und der Online-Lehre austauschten. Nicht nur das Vorgehen an sich und die Inhalte waren ein großes Thema, sondern auch die nun nutzbaren Softwares. Es wurden u.a. die Vor- und Nachteile der einzelnen Dienste (Adobe Meeting, Pexip, Zoom, Skype, etc.) gemeinsam besprochen/erarbeitet und das weitere Vorgehen abgesprochen. Viele Kolleginnen und Kollegen nutzten die nächsten Tage sowie das Wochenende um sich weiter vertraut mit den Tools sowie Diensten zu machen und erste Erfahrungen gemeinsam zu sammeln – auch „Leitfäden“ zu den einzelnen Tools/Diensten wurden teilweise für die Kolleginnen und Kollegen erstellt, die evtl. noch nicht mit dem Tool/Dienst gearbeitet hatten.

Daraufhin folgte am Montag das erste Online-Meeting, um weitere Erfahrungen und Materialien miteinander austauschen zu können. Insgesamt wurde vier Stunden über die kommende Woche gesprochen.

In der Woche selbst wurden dann die ersten Online-Vorlesungen über verschiedene Dienste zu verschiedenen Zeiten gehalten – teilwiese mit kleinen Anlaufschwierigkeiten, aber im Endergebnis mehr als zufriedenstellend. Auch das Feedback der Studierenden ist größtenteils positiv und die Online-Vorlesungen sind ihrer Meinung nach gut strukturiert sowie mit passendem Material (in dem Tool sowie auf den Lernplattformen oder per E-Mail) untermauert. Natürlich ist alles noch verbesserungsfähig, aber es kann auch nicht nach so kurzer Zeit und kaum Möglichkeiten zum Testen bereits jetzt schon alles perfekt ablaufen – zumal z.B. die Online-Vorlesung vorher nur sporadisch genutzt wurde. Aus diesem Grund haben wir uns dazu im Team entschlossen, regelmäßig weiteren Austausch durchzuführen und unsere Erfahrungen miteinander zu teilen, sodass wir fast alle zwei bis drei Tage einmal kurz online telefonieren oder (Video-) chatten.

Außerdem schauen wir bereits jetzt, wie wir weitere Methoden und Tools in die Online-Lehre miteinbauen können, neben unseren Online-Vorlesungen und den (Übungs-) Materialien. Mithin arbeiten wir bereits jetzt aktiv auf Lernplattformen mit Etherpads und Foren sowie mit Online-Tests und anderen Tools. Wir arbeiten derzeit aber ebenso zum Beispiel auch schon an Tutorials, die wir hochladen wollen, sowie an mehreren Gamification-Tools.

Ich kann für mich festhalten, dass es zwar derzeit ein erhöhtes Arbeitsvolumen neben der normalen Tätigkeit ist, aber es irgendwie auch Spaß macht und sehr spannend ist – zumal ich beide Seiten ja kenne. Auf der einen Seite lehre ich an drei Institutionen, und auf der anderen Seite studiere ich noch. 

Festzuhalten bleibt somit: Es bleibt auf jeden Fall nicht nur für die Studierenden spannend, was noch so auf sie zukommt, sondern auch für die Lehrenden. Es gilt aber: Gemeinsam werden wir das schaffen‼!

Scheut euch also bitte nicht euren Dozenten Feedback und insbesondere Verbesserungsvorschläge für die Online-Vorlesung oder die zur Verfügung gestellten Materialien zu geben, denn nur so können sie auch lernen, was evtl. besser laufen könnte. Ich persönlich bin jedenfalls immer froh, wenn mir auch mal kritisches Feedback gegeben wird und ich beim nächsten Mal evtl. schon darauf eingehen kann und dadurch meine Online-Lehre noch besser wird. Außerdem ist es für euch ebenso wichtig, damit ihr euren Studienerfolg nicht in Gefahr bringt.

In diesem Sinne wünsche ich allen ein erfolgreiches Semester trotz der derzeitigen schwierigen Lage!


Erfahrungsbericht von Nils Brüggemann (Dozent und Studierender)