Erfahrungsbericht „Study Abroad“

Ich habe den Bachelor in Public Management im beschaulichen Ludwigsburg bei Stuttgart gemacht, dort in der Nähe auch meine erste Arbeitserfahrung in einer 2.500 EW-Gemeinde gesammelt und arbeite immer noch in der Region Stuttgart.

Auf den ersten Blick passe ich überhaupt nicht in den berufsbegleitenden Masterstudiengang nach Dortmund. Warum ich hier trotzdem richtig bin und was für Tücken und Freuden der Master für Studierende mit langer Anreise birgt, darüber möchte ich hier berichten:

Berufsbegleitende Masterstudiengänge werden an vielen Hochschulen angeboten, auch im Schwabenland. Bei uns gibt es allerdings keine Aufteilung (auch im Bachelor nicht) in den rechtlichen- und betriebswirtschaftlichen Schwerpunkt. Aus der beruflichen Praxis wusste ich früh, in der Kämmerei bin ich richtig. Deshalb klang Betriebswirtschaft für New Public Management von Anfang an interessanter für mich als andere Verwaltungsmaster. Ausschlaggebend war jedoch mein einfaches Gefühl, dass ich im Ruhrpott nochmal ganz neue Erfahrungen machen und Neues entdecken wollte. Nochmal in die gleiche FH zu gehen und die Professoren und Kommilitoninnen teilweise schon zu kennen, das hat mich nicht gereizt.

Von der Bewerbung im April bis zum Studienbeginn im September verging die Zeit dann sehr schnell. Plötzlich stand ich in Dortmund und wollte mir ein Frühstücksweckle kaufen, es gab aber nur belegte Stullen und Mettbrötchen…

Im Studium befand sich noch eine Kommilitonin, die nicht aus NRW kam. Das hatte ich zwar anders erwartet, die Verständigung mit den Pottlern war aber gut möglich.

Das Studium an sich ist für „Auswärtige“ insgesamt gut möglich. Viele Online-Chat Termine und die Möglichkeit Besprechungen in Gruppenarbeiten auch über den Online-Chat zu absolvieren, machen das Lernen überall wo man sich befindet möglich.   

Die Präsenzen sind keine Pflicht, für mich waren sie aber immer sehr wertvoll. Einerseits konnte man den Lerninhalt nochmals vertiefen, man bekam aber auch einen Einblick in die Vorlieben des Dozenten und konnte sich so besser auf die Klausur vorbereiten. Da das Studium aus sehr vielen Gruppenarbeiten besteht, waren die Präsenzen auch immer zum Austausch und zur Abstimmung notwendig. Das Studium zu absolvieren ohne die Präsenzen zu besuchen, kann ich daher niemandem raten.

Die zwei Tage Präsenz sind für mich jedoch immer eine willkommene Abwechslung zum Alltag, wenn man so will ein Wochenendausflug. Die Übernachtungen sind in Dortmund zwar nie billig, jedoch gibt es eine Vielzahl an Restaurants und Kneipen und mit den Kommilitoninnen hat man immer nette Gesellschaft. Der ICE kann die Strecke zwischen Stuttgart und Dortmund in unter 4 Stunden zurücklegen. Natürlich würde man in der Zeit auch gerne andere Sachen machen, insbesondere Samstagnachmittag, wenn zu Hause schon das Bier ruft. Aber egal ob ich beim Heimfahren noch etwas lerne, an einer Hausarbeit schreibe, ein paar Mails von der Arbeit wegschaffe oder schon am Vorglühen für die Party in Stuttgart bin: ich freu mich immer wieder auf den nächsten Ausflug nach Dortmund!

Viele meiner ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen aus dem Bachelor haben mittlerweile auch das Masterstudium in Ludwigsburg begonnen. Ich bin froh über meine Entscheidung, noch etwas Neues probiert zu haben. Eine neue FH, neue Menschen (auch Nils), andere kulturelle Eigenschaften, ein neues Lernumfeld, angepasste rechtliche Rahmenbedingungen und andere wirtschaftliche Rahmenbedingungen, all das hat mich bereichert. Ich habe das Gefühl, ich verstehe dadurch meine Arbeit noch besser. Da ich weiß, dass viele Sachen (wie der kommunale Finanzausgleich) in anderen Bundesländern ganz anders geregelt sind. Ich bin sehr dankbar für den Blick über den Tellerrand hinaus und für die gute Betreuung während des Studiums durch die FH. Und so sehr ich mich auch auf meinen fertigen Abschluss freue, so sehr werde ich es auch vermissen: jeden Monat nach Dortmund fahren, Bier trinken (ab und an gings auch in den Bierkönig) und sich tagsüber mit netten Leuten (und Nils) über die Zukunft der Verwaltung auszutauschen…


Erfahrungbericht von Tim