Die 4-Tage-Woche – ein Modell für die öffentliche Verwaltung?

Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zum Homeoffice sind insbesondere in der öffentlichen Verwaltung weit verbreitet. Trotzdem wünschen sich viele Beschäftigte eine bessere Work-Life-Balance. Ein Modell, das vor dem Hintergrund einer aktuellen Studie aus Großbritannien verstärkt in den Fokus der Diskussion rückt: Die 4-Tage-Woche

Grundsätzlich wird zwischen zwei Varianten der 4-Tage-Woche unterscheiden: Die eine Variante sieht lediglich eine Reduzierung der Wochenarbeitstage vor, bei gleicher Wochenarbeitszeit. Eine 4-Tage-Woche in dieser Form ist bereits heute europaweit möglich. In der Regel muss jedoch der Arbeitgeber dem Modell zustimmen. Eine Ausnahme ist Belgien, hier gibt es seit Ende 2022 einen gesetzlichen Anspruch auf die 4-Tage-Woche. Das Problem in Deutschland: Das Arbeitszeitgesetzt sieht eine tägliche Arbeitszeit von 8 Stunden vor, in Ausnahmefällen sind bis zu 10 Stunden erlaubt. Ein Beamter in Vollzeit mit 41 Stunden Wochenarbeitszeit kann somit rein rechtlich nicht nur vier Tage die Woche arbeiten. Es bräuchte daher eine gesetzliche Veränderung, damit diese Form der 4-Tage-Woche überhaupt zur Anwendung kommen könnte.[1]

Bleibt noch Variante zwei, die eine tatsächliche Reduzierung der Wochenarbeitszeit um 20 % vorsieht – bei gleicher Entlohnung. Ein Vorschlag, der in vielen Chefetagen wohl für intensives Kopfschütteln sorgen dürfte. Das dieses Modell aber für Arbeitnehmer und Arbeitgeber von Vorteil sein kann, zeigt eine aktuelle Studie aus Großbritannien. Das Ergebnis: Die teilnehmenden Firmen verzeichneten neben einer gestiegenen Produktivität auch größere Erfolge im Bereich der Personalgewinnung und geringere Ausfallzeiten. Gleichzeitig waren Mitarbeiter weniger erschöpft und insgesamt deutlich zufriedener mit ihrer gesamten Lebenssituation. Einige Unternehmen haben bereits angekündigt, dieses Modell der 4-Tage-Woche auch nach dem Ende des Projekts fortzuführen.[2]

Der Diskurs in Deutschland ist hierzu zwiegespalten. HR-Experten wie Dr. Stefan Döring sehen in der 4-Tage-Woche ein Modell für den öffentlichen Dienst, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. Aus Dörings Sicht sollte eine Reduzierung der Arbeitszeit daher in den Tarifverhandlungen eine größere Rolle spielen.[3] Derweil spricht sich Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA), für höhere Wochenarbeitszeiten aus. „Wir brauchen mehr Bock auf Arbeit“, lautet sein Ansatz.[4] Die Fronten sind in dieser Thematik verhärtet. Die Einführung der 4-Tage-Woche bei gleicher Entlohnung wird daher für viele Beschäftigte, auch im öffentlichen Dienst, zunächst ein Wunschtraum bleiben.

Unsere Meinung

Ein Umdenken in der Arbeitszeit-Politik der öffentlichen Verwaltung ist zwingend erforderlich, besonders mit Blick auf die wöchentliche Arbeitszeit. Insbesondere junge Menschen haben heute den Wunsch nach einer ausgeglichenen Work-Life-Balance, die Aussicht auf eine 41-Stunden-Woche wird die Bewerberzahlen auch in Zukunft nicht in die Höhe treiben. Und während in Europa viele Länder neue Wege beschreiten, wird bei uns „mehr Bock auf Arbeit“ gefordert – typisch Deutsch könnte man sagen. Auch ausländische Fachkräfte wird man mit dieser Einstellung kaum vom Standort Deutschland begeistern können.


[1] Vgl. Kranz, B. (26.02.2023):Vier-Tage-Woche: Kommt Arbeitnehmer-Traum nach Deutschland, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, URL: https://www.waz.de/leben/arbeit-deutschland-4-tage-woche-gehalt-fragen-antworten-id237733093.html (zuletzt abgerufen am 12.03.2023)

[2] Vgl. Lewis, K. u.a.: The results are in: the UK’s four-day week pilot, Autonomy Research Ltd, URL:  https://autonomy.work/wp-content/uploads/2023/02/The-results-are-in-The-UKs-four-day-week-pilot.pdf (zuletzt abgerufen am 12.03.2023)

[3] Vgl. Döring, S. (01.03.2023): Jetzt: Vier-Tage-Woche in Behörden!, Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, URL: https://www.haufe.de/oeffentlicher-dienst/personal-tarifrecht/jetzt-vier-tage-woche-in-behoerden_144_589014.html (zuletzt abgerufen am 12.03.2023)

[4] Vgl. Verlag Der Tagesspiegel GmbH (Hrsg.) (25.02.2023): „Wir brauchen mehr Bock auf Arbeit“: Arbeitgeberverbände fordern längere Arbeitszeiten, URL: https://www.tagesspiegel.de/politik/wir-brauchen-mehr-bock-auf-arbeit-arbeitgeberverbande-fordern-langere-arbeitszeiten-9408953.html (zuletzt abgerufen am 12.03.2023)

Verfasst von Celina Glaubitz, Kai Fleischer, Paul Füting