Digitale Spaltung – die Folgen fehlender digitaler Souveränität

Die Digitalisierung ist dabei, eine intelligente, hochvernetzte Welt zu schaffen, deren technologischer Fortschritt weit davon entfernt ist, ein finales Level zu erreichen oder sich auch nur zu verlangsamen. Um dieser immer komplexer werdenden, vernetzten Wirklichkeit zu begegnen, bedarf es digitaler Souveränität. Sie gilt als wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Digitalisierung. In Bezug auf Einzelpersonen meint digitale Souveränität die Möglichkeit, digitale Medien selbstbestimmt und unter eigener Kontrolle zu nutzen sowie die Fähigkeit, sich an die ständig wechselnden Anforderungen in einer digitalisierten Welt anzupassen. Dabei ist digital souveränes Handeln einerseits an individuelle Voraussetzungen gebunden, nämlich hinreichende Kompetenzen der Person, und andererseits an die Bereitstellung entsprechender Technologien und Vorschriften. Unter Anbetracht der rasanten digitalen Entwicklungen und der damit zusammenhängenden Notwendigkeit digitaler Souveränität muss die Frage berechtigt sein, was die Konsequenz fehlender oder verpasster digitaler Souveränität ist.

Gerad einkommensschwache Familien oder Familien mit mehreren schulpflichtigen Kindern verfügen häufig nicht über die notwendige Ausstattung der digitalen Endgeräte und Infrastruktur. Dies ist vor allem deshalb eklatant, weil gerade davon der Bildungserfolg abhängig ist.

Auch in Bezug auf ältere Menschen verdichtet sich die Debatte um digitale Spaltung. So werden sich künftig Probleme in der Kommunikation zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Staat auftun, wenn sich insbesondere öffentliche Digitalangebote weltweit
immer stärker durchsetzen und die analoge Form verdrängen.

Neben der allgemeinen Zugänglichkeit von Internetverbindungen und dem Vorhandensein digitaler Kompetenzen fehlt es älteren Menschen oft bereits an der Bereitschaft, sich mit digitalen Technologien auseinander zu setzen. Gewiss lässt sich die Digitalisierung nicht aufhalten. Um jedoch die Vorteile zu nutzen und die befürchtete Spaltung der Gesellschaft zu verhindern, bedarf es besonderer Anstrengungen. Insbesondere steht hierbei die Vermittlung digitaler Kompetenzen im Vordergrund. Auch jenseits der Schule müssen Bildungsangebote für Menschen aller Alters- und Gesellschaftsgruppen bereitstehen, die zur sicheren und routinierten Teilhabe befähigen. Was aber tun, wenn die Angebote aufgrund einer verschlossenen Haltung in Bezug auf digitale Technologien nicht wahrgenommen werden? Inwieweit kann digitale Spaltung dann noch verhindert werden? Und ist sie nicht vielmehr eine zwingende Konsequenz aus den Bestrebungen zur digitalen Souveränität? Diese und weitere Fragen im Zusammenhang mit digitaler Souveränität und digitaler Spaltung können zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend beantwortet werden, weil ein Ende der Entwicklungen nicht absehbar ist. Ob digitale Spaltung ein Zukunftsproblem wird, welches aufgrund der Digitalisierung in Kauf zu nehmen ist, oder ob sich die Debatte in den nächsten Jahren von allein löst, wird die Zukunft zeigen.
Fakt ist, digitale Souveränität ist zukunftsweisend und eine wesentliche Voraussetzung für die gesellschaftliche Teilhabe in einer digitalisierten Welt doch wie wertvoll ist sie, wenn sie zulasten der ohnehin benachteiligten und schwächeren Gesellschaftsschichten geht?

 

Ein Gastbeitrag von Laura König, studierende im Jahrgang 2018 des berufsbegleitenden Masterstudienganges Betriebswirtschaft für New Public Management.